
Die Ehe
ES könnte so unendlich viel mehr G1ück in mancher Ehe sich entfalten, würde man sich mehr bemühen, stets nach Einigkeit zu streben! – –
Man unterschätzt gar sehr den Wert der Eintracht, als Erhalterin des Glückes, sonst würde man sie nicht so oft um eitler Dinge willen stören: – um „Meinungen” und „Ansichten” zum Sieg zu bringen voreinander, die wahrlich wenig wiegen, wägt man in der anderen Hand sein Glück! – – –
Durch jegliche Lappalie bringt man seiner Ehe Eintracht in Gefahr, – und wenn sich alle Eheleute, die ihr Glück in Scherben gehen sahen, fragen wollten, was der dann folgenden Zertrümmerung einst ersten Anlaß dargeboten habe, dann würde sich, weit öfter als man glauben möchte, zeigen, daß meist ganz lächerliche Störungen der Einigkeit Vernichtung ehelichen Glückes wirkten, – auch wenn man später dann noch andere Gründe schuf, die nie geschaffen worden wären, hätte man sich vorher nicht entzweit. – – –
Ich rede nicht nur von „Rechthaberei” und „Eigensinn”, die beide nur als Wehr der Dummheit, oder als das kläglich armselige Schild verknöcherter Erstarrung anzusehen sind, als welche sie bekanntlich ja in allen Lebensbindungen zum „Schrecken” aller Denkbeweglichen und seelisch Freien werden: – zu einem „Schrecken” den nur Mitleid bannt und Ironie verscheucht! – –
Ich rede hier vielmehr von jener Art der Eintrachtstörung bei der die Gegensätze tatsächlich bedeutsam sind, und dennoch Ausgleich möglich wäre, würden Klugheit und Vertrauen liebevoll versuchen, die Basis der Vereinungsmöglichkeit zu finden, – und schließlich rede ich von einer Torheit, der ihr Weltbild schon vernichtet scheint, wenn um der Eintracht willen, Weiß als „Schwarz” und Schwarz als „Weiß” bezeichnet werden soll!
Contents in Deutsh
DIE EHE
Erstes Kapitel
Von der Ehe hehrer Heiligkeit
Zweites Kapitel
Von der Liebe
Drittes Kapitel
Von der Gemeinsamkeit
Viertes Kapitel
Von Leid und Freude
Fünftes Kapitel
Von Versuchung und Gefahr
Sechstes Kapitel
Vom Zwang des Alltags
Siebentes Kapitel
Vom Willen zur Einigkeit
Achtes Kapitel
Von der Vererbung des Glücks
Neuntes Kapitel
Von ewiger Verbundenheit